Geschichtlicher Überblick Apfeltrach, Köngetried und Saulengrain

 

Bei allen 3 Ortsteilen handelt es sich um jahrhundertealte Siedlungen.
Die ältesten Siedlungsspuren fand man in Saulengrain. Im Westen des Ortes sind alte Wohngruben, wohl aus der jüngsten Steinzeit im 5. Jahrtausend v. Chr. Gefunden wurden auch Steinbeil und Steinhacke.
Der Ortsname Köngetried gehört als Denkmal der ältesten Vergangenheit an, reicht weiter zurück als die ältesten Urkunden. Er sagt uns auch den Namen des ersten Ansiedlers um 233, Chunigundis. Um 360 entstand das Dorf Chunigundisriedt. Viele Abänderungen musste der Name mit der Zeit erfahren.
Das Dorf Apfeltrach hieß althochdeutsch "Affaltaraha".
Da der Apfelbaum der hauptsächlichste Obstbaum der germanischen Frühzeit war, muss die Besiedelung von Apfeltrach schon sehr früh erfolgt sein, als der Apfelbaum noch nicht so allgemein verbreitet war und daher eine größere Anpflanzung von Apfelbäumen auffallen und für die ganze Siedlung namensgebend werden konnte.
Die eingewanderten Alemannen, eine Vereinigung germanischer Völkerschaften verliehen dem Volkscharakter das eigentliche Gepräge. Dafür spricht auch die überwiegende Anlage der Dörfer. Die Dorfanlage erfolgt nämlich in der Form des sogenannten Reihen- oder Straßendorfes, das sich längs der mit dem Fluss parallel laufenden Straße hinzieht.

 

779 Urkundliche Erwähnung von Chatzenbruch, das heutige Katzbrui.
1063 Erstmalige urkundliche Erwähnung des Ortes Apfeltrach.
1632 Während des Dreißigjährigen Krieges richtete der schwedische General Ruthwein seine Winterquartiere unter anderen Orten auch in Apfeltrach ein. Pfarrer Ulrich Deschler sprach vom großen Krieg.
1727 Neubau des Pfarrhofes in Apfeltrach.
1802-1805 Arrondierung der Gesamtflur in Köngetried. Die Neuverteilung geschah durch Los.
1921 Flurbereinigung in den Ackergewannen in Apfeltrach.
1923/24 Bau des Schulhauses in Apfeltrach.
1966 Köngetried und Saulengrain treten dem Schulverband in Dirlewang bei.
1968 Apfeltrach tritt dem Schulverband Mindelheim bei.
1978
Die Gemeinden Apfeltrach, Köngetried und Saulengrain schließen sich zusammen. Die neue Gemeinde Apfeltrach wird Mitglied der Verwaltungsgemeinschaft Dirlewang.

 

Der Ort Apfeltrach

Um 1063 übergab Bischof Heinrich von Augsburg zwei Höfe in "Affaltaraha" der Nutzung und
Verfügungsgewalt der Kanoniker. Im 13. Jahrhundert gehörte der Ort vermutlich zum Welfengut, da
Güter in Apfeltrach an das von den Welfen gestiftete Kloster Rottenbuch kamen.
Den größten Teil des Ortes erwarben vor 1191 die Herren von Mindelberg. Zwischen 1297 und
1300 verkaufte Siegfried von Mindelberg seine Güter in Apfeltrach an den Reichsministerialen
Heinrich von Hattenberg, dessen Burg im Breitenbrunnwald zwischen Breitenbronn und Fischach
(Lkr. Augsburg) lag. Schon am 05.06.1302 veräußerte er tiefverschuldet seine ganzen Besitzungen
zu Apfeltrach an das Domkapitel Augsburg, nachdem er schon 1299 seine Stadt Buchloe dem
Kloster Stams in Tirol und seine Herrschaft Hattenberg dem Bischof von Augsburg verkauft hatte.

Der Ort "Affalterach" lag somit als Domkapitelsehe Enklave in der Herrschaft Mindelheim, woraus
ständig Streitigkeiten erwuchsen. Die Befugnisse des Amtherrn, des Augsburger Domherrn,
erstreckten sich auf die Einziehung der Abgaben und auf die Nomminierung des dortigen
Obervogts, Pfarrers und Frühmessers. Das Wappen des Amtherrn Jakob Freiherr vom Stein 1621
befindet sich noch heute am ehemaligen Amthaus.

Der Obervogt war Beamter des Domkapitels Augsburg, wurde vom Amtherrn präsentiert, vom
Domkapitel bestätigt und hatte alle herrschaftlichen Befugnisse gegenüber den Apfeltracher
Untertanen auszuüben. Er war Justiz-, Verwaltungs-, Finanz- und Polizeibeamter in einer Person.
1772 und 1777 entschied der Reichshofrat in Wien, dass das Domkapitel in Apfeltrach die
ausschließliche Territorialhoheit mit dem Niedergericht, nicht aber die hohe Gerichtsbarkeit und die
Forsthoheit besitze.

Carl Landes, von 1760-1773 Obervogt in Apfeltrach, war ein sehr tüchtiger Beamter. Seine klaren,
verständlichen, auch in der äußeren Form musterhaften Berichte lassen auf eine gediegene,
umsichtige Persönlichkeit schließen. Die Gemeinde hat ihm eine Straße gewidmet.

Als geistliches Gebiet wurde Apfeltrach 1802 von Bayern in Besitz genommen und dem
Landgericht Mindelheim eingegliedert. 1836 existierten in Apfeltrach 43 Anwesen. Im Jahre 1900
58 Haushalte, 1945 79 und 1982 152 Häuser.
1900 hatte der Ort 263 Einwohner. 1945 gab es 45 landwirtschaftliche Betriebe in Apfeltrach. 1986
noch 35. Gewerbe und Handwerk konnten neben der Landwirtschaft keine größere Bedeutung
erlangen. Es gab eine Tafernwirtschaft, eine Zapfwirtschaft, eine Mühle mit Sägmühle, eine
Dorfschmiede, eine Bäckerei, eine Krämerei, eine Wagnerei, einen Schneider, zwei Schuster, einen
Sattler, zwei Branntweinbrennereien und mehrere Hauswebereien. Die Saliterer konnten sich in
Apfeltrach nicht sesshaft machen. Das ehemalige Hirtenhaus dient heute noch als Wohnhaus.

Während sich 1525 der "Haufen von Dirlewang" anschickte, die Burgen der Mindel entlang zu
nehmen, begaben sich die Apfeltracher unter den Schutz der benachbarten Mindelheimer
Herrschaft. Im Dreißigjährigen Krieg bedrängten die Schweden das Dorf. In dieser Zeit wurde das
Dorf auch von der Pest heimgesucht. Der Überlieferung zufolge soll eine einzige Bauernmagd die
Toten mit dem Schubkarren zum Pestfriedhof bei der heutigen Kapelle "14 Nothelfer" gefahren und
dort begraben haben. Die 7 Überlebenden erbauten daraufhin 1660 die kleine Kapelle zwischen
Apfeltrach und Mindelau. 1800 lagen die Franzosen in Apfeltrach. Im Winter 1816/17 herrschte
große Getreideteuerung. Nach dem Krieg 1870/71 errichtete die Gemeinde eine steinerne
Marienstatue vor der Pfarrkirche. Während des Ersten Weltkrieges wurden 50 kriegsgefangene
Franzosen zu Mindelkorrektions- und Entwässerungsarbeiten nach Apfeltrach beordert. 13
Gefallene beklagte die Gemeinde, 60 Männer kehrten aus dem Ersten Weltkrieg heim. 1921 wurde
das Kriegerdenkmal errichtet. 28 Männer kehrten aus dem zweiten Weltkrieg nicht mehr zurück. 1944 fielen im "unteren Feld" fünf und im Gemeindewald vier Bomben. Ein Landwirt wurde durch
Tieffliegerbeschuss getötet. Am 28.04.1945 rückten die ersten amerikanischen Truppen in
Apfeltrach ein. Es kam zu keinen Kampfhandlungen.

Das Ortsbild wird geprägt von der sich stolz erhebenden Pfarrkirche St. Bartholomäus, die aus
verschiedenen gotischen Bauphasen stammt (Langhaus 2. Hälfte 15.Jh.), und der Wallfahrtskirche
St. Leonhard, deren stattlicher Bau auf eine hohe Bedeutung im Spätmittelalter schließen lassen
(Entstehung 14./15. Jh.). Bei Renovierungsarbeiten im Jahre 1930 fand Malermeister Ernst
Holzbaur aus Mindelheim unter mehreren Übermalungen einen umfangreichen gotischen
Bilderzyklus im Chorraum, der die Leonhardskirche heute zu einem bedeutenden Denkmal
mittelalterlicher Malerei in Schwaben macht. Auch auf der Nordwand des Langhauses kamen unter
einer dreifachen Übertünchung stilistische einfache Fresken mit Szenen aus dem Leben des heiligen
Leonhard zum Vorschein. Alle Fresken wurden jedoch aus Geldmangel wieder übermalt. Im Zuge
der Gesamtrestaurierung in den Jahren 1959 bis 64 erfolgte 1961/62 die Freilegung und
Restaurierung der Fresken im Chorraum durch Kirchenmaler Toni Mayer aus Mindelheim. Dabei
wurden die vermauerten drei gotischen Fensternischen der Ostwand wieder geöffnet und die
stuckierte Decke von der Übermalung des 19. Jahrhunderts befreit. 1950 wurde der letzte
Leonhardiritt abgehalten.

Ein Wahrzeichen des Ortes, die jahrhundertealte Linde an der St. Leonhardskirche, brach 1963
zusammen. Am 02.02.1972 wurde an ihrer Stelle eine neue gepflanzt. Am südlichen und am
nördlichen Ortseingang stehen zwei Sühnekreuze mit stark verwitterten Armen, wohl
spätmittelalterlichen Ursprungs.

Schulunterricht wurde in Apfeltrach im 1728 erwähnten ,,Mösner- oder Schulhaus" gehalten, das
1872 neu erbaut wurde. In den Jahren 1923/24 wurde ein neues Schulhaus errichtet. Seit 1970 gehen die Apfeltracher Schüler in die Verbandsschule Mindelheim. Die Grundschüler besuchen seit 2007 die Grundschule Dirlewang. 

 

Der Ort Köngetried

Der Ort verdankt seine Entstehung wahrscheinlich einer welfischen Rodung. Bei einer Schenkung des Edelfreien Kuno in Breitenbrunn an das Kloster Rottenbuch 1088 erscheint in der Zeugenreihe "Hermanus de Chunigunriten". 1155 bestätigt Friedrich Barbarossa dem Kloster Weingarten Besitz in "Kunigunderiet".Im Laufe der Jahrhunderte war Köngetried im verschiedenem Besitz, u.a. Kloster Irsee, die Herren von Schwarzenburg, schließlich 1431 das Hl. Geist Spital in Kaufbeuren. 1572 wird die Pfarrei Köngetried an Georg II von Frundsberg übergeben.

In der Mitte des 15. Jh. konnte die Pfarrei "wegen Dürftigkeit des Einkommens" nicht besetzt werden, erst 1471 wurde sie wieder besetzt. Laut einer Urkunde aus dem Jahre 1554 haben an dem Kirchengut zu Köngetried die beiden Pfarrkirchen St. Stefan zu Köngetried und St. Otmar zu Eutenhausen zu gleichen Teilen Gültbezüge.

1617 kam Köngetried mit der Herrschaft Mindelheim an Bayern, 1803 wurde es dem bayerischen Landge­richt Mindelheim, 1862 dem Bezirksamt Mindelheim zugeteilt.

1651 gelobten die Einwohner von Köngetried, wegen einer leidigen Viehseuche von jedem Stück Vieh jährlich einen Pfennig "für ewige Zeiten" der Stiftung für ansteckende Kranke in Mindelheim zu geben. Nach Aufhebung des Siechenhauses (1825) zahlten sie je Kuh jährlich 3 Pfennig dem hl.Otmar in Euten­hausen. Das Spital Mindelheim bezog einige Abgaben aus Köngetried.

Bei der Gemeindebildung 1818 wurden Köngetried, Grünegg und Katzbrui zu einer Gemeinde vereinigt. 1836 hatte der Ort 34 Anwesen, 1945 waren es 43, 1982 waren noch 24 in Betrieb. Nach dem zweiten Weltkrieg mußte die 250 Einwohner zählende Gemeinde 200 Flüchtlinge aufnehmen.

Wahrzeichen Köngetrieds ist der schiefe Kirchturm. Er neigt sich nach Norden um 1,10 m und nach Osten um 0,50 m. 1862 wurde der Turm der Pfarrkirche mit Satteldach um ein Stockwerk abgetragen und mit Helmdach versehen. 1972 musste das Turmfundament mit 60 Zentnern hochwertigem Zement befestigt wer­den.

Der spätgotische Kirchenbau von 1471 wurde 1862 vergrößert, bekam nach mehreren Veränderungen 1952 wieder die barocke Einrichtung. Am 23.11.1969 konnte das Leichenhaus eingeweiht werden.

Zwischen 1933 und 1939 spielte sich in der Pfarrei Köngetried eine erbitterte Auseinandersetzung zwischen Nationalsozialisten und dem Pfarrer Max Endras und seinen kirchentreuen Anhängern ab. Pfarrer Endras wurde mehrfach verhört, bedroht und in Untersuchungshaft genommen. Predigten und Hirtenbriefe wurden in Beschlag genommen. Pfarrer Endras musste am 16.9.1939 auf die Pfarrei verzichten, wurde aus dem Kreis Mindelheim ausgewiesen und kam nicht mehr nach Köngetried. Er wurde beim bischöflichen Ordi­nariat angestellt.

Die Schulchronik enthält eine lückenlose Aufstellung der Lehrkräfte seit 1609. Von 1668 - 1840 lag der Lehrer- und Mesnerdienst bei der Familie Seelos. 1894 gründete der Lehrer Ziegelmaier unseren Gesang­verein. Das Schulhaus wurde 1912 erbaut und dient heute als Sängerheim, nachdem sich Köngetried 1966 der Verbandsschule Dirlewang anschloss.

Die Molkereigenossenschaft Köngetried wurde unter Einschluss der Milchlieferanten von Grünegg im Jahre 1897 gegründet. Drei Jahre später schloss sich auch Eberscholl an. Wegen der Beschwerlichkeit der Milch­anlieferung der Grünegger Bauern erbauten diese 1907 ein eigenes Lokal. Am 1.1.1982 wurde die Milch­sammelstelle aufgehoben.

Zum gleichen Zeitpunkt schloss sich der am 28.12.1907 gegründete Raiffeisenkassenverein der Raiffeisen­bank Dirlewang - Stetten an. In Köngetried verblieb eine Zahlstelle.

Von 1963 - 1980 war in Köngetried eine Poststelle.

Die Feuerwehr feierte 1979 ihr 100 jähriges Bestehen.

Von 1948 bis zur Eingliederung nach Apfeltrach am 1.5.1978 leitete Bürgermeister Eugen Eisenschmid die Geschicke der Gemeinde Köngetried. Der am 4.4.1957 beschlossene Straßenbau wurde durchgeführt, 1963 die Verbindung nach Apfeltrach ausgebaut. Eugen Eisenschmid führte die sehr umfangreichen Chroniken über Pfarrei, Schule, Kriege, Häuser weiter, die der Heimatforscher, Landwirt, Küfermeister und Ehren­bürger der Gemeinden Köngetried und Saulengrain Franz Xaver Glogger verfasst hat.